Die Tage in Bangkok

Ich hatte mich gut gebettet und mit meinen schweren Augenliedern noch bis halb zehn Uhr am Abend gerungen, bevor ich mich von ihnen bezwingen ließ und ins Schlummerland entschwand. Das ich erst knapp 16 Stunden später wieder erwachen sollte, damit hatte ich beim besten Willen nicht gerechnet. Genauso wenig meine Freunde, mit denen ich zum Mittagessen verabredet war und die nun vorerst ohne mich vorlieb nehmen mussten. Das war wohl die Nachwirkung der durchwachten Nacht im Flugzeug. Zusätzlich war ich in den ersten Stunden des Tages mit einer Verpeiltheit geschlagen, die manchem Leser von Alkoholexzessen her bekannt sein dürfte.

Worüber sich mein Körper in dieser Verfassung am meisten freut ist Wasser, am Besten getrunken, gepaart mit einen ausgedehnten Spaziergang entlang der zahlreichen Khlongs. Ein Khlong ist ein offener Kanal, wovon sich ein ganzes, verzweigtes Netz durch Bangkok ausbreitet und damit auch ein Teil des öffentlichen Nahverkehrs bildet. Es ist erstaunlich wie schnell und klimatisch angenehm man sich auf dem Wasser in dieser großen Stadt bewegen kann, wenn man weiß was man tut. Ebenfalls erstaunlich ist der Umstand, dass trotz Tonnen von Plastikmüll (und vermutlich auch anderer unangenehmer Entledigungen), die Khlongs auch ein sichtbarer Hort viele verschiedener Lebewesen ist. Das Wasser ist so trübe, nur wenige Millimeter unter der Wasseroberfläche ist nichts mehr sichtbar. Das Leben zeigt sich indem die Fische aus dem Wasser springen und Schildkröten ihre Hälse rausstrecken. Gänzlich unübersehbar und für den nicht initiierten Entdecker mit einem sprunghaften Anstieg des Pulses verbunden, sind die Warane. Es handelt sich dabei um den Bindenwaran, der sich in großen Teilen Südostasiens ausgebreitet hat. Seine eher opportunistische Anpassungsfähigkeit erlaubt ihm ein Leben in den Khlongs, wie auch auf den angrenzenden Gehwegen oder auch im Park zu führen und dort auch so ziemlich alles zu fressen was fressbar ist. Selten kommt bei Begegnungen mit diesen Gefährten das Bedürfnis nach streicheln auf. Viel eher mache ich mir so meine Gedanken, wie es Obdachlose, die gerne auch in der Nähe abgelegener Khlongs übernachten, mit diesen Vasallen halten?

Zurück zur Tagesordnung: Um meinen Körper nebst Wasser weiter zu erquicken, ging es erneut zur Massage. Ich kann das Gekichere am Bildschirm schon hören ..”hihi, Thaimassage, hihihi… happy end … hihi”, diese Reaktion ist mir wohl bekannt und stammt meistens von Menschen die noch keine hatten. Natürlich gibt es Happy End Massagen aber damit verlassen wir auch schon den therapeutischen Bereich, wo die klassische Thaimassage eigentlich angesiedelt ist. Massagen sind was ganz Feines. Sie sind deshalb fester Bestandteil meiner Thailandbesuche, weil hier kann ich sie mir leisten. Für den Preis einer zweieinhalbstündige Massage in Thailand, würde mich in Deutschland niemand auch nur eine halbe Stunde anfassen. Und wer sich nicht nur betüddeln lassen, sondern zusätzlich noch Karmapunkte sammeln möchte, kann sich in Einrichtungen massieren lassen, die Menschen mit Sehbehinderung engagieren.

Halbwegs wieder bei Sinnen, klappte es dann auch mit dem Überraschungsbesuch bei Dan. Bei selbstgebackenen Kuchen und einer Tasse Tee in seinem schönen Café (Eden, so der Name, ich vergaß es im vorangegangenen Artikel zu erwähnen), tauschten wir uns über unsere Ereignisse des vergangenen Jahres aus. Doch diese Gemütlichkeit war nur von kurzer Dauer, ich hatte einen Zug zu kriegen, der mich dorthin bringen sollte, wofür ich dieses Mal ins Land gekommen war …

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Kommentare

Eine Antwort

  1. Hi Math, vielen Dank für deinen Bericht. Ich fühle mich quasi an deine Seite versetzt und kann ein wenig mitreisen während ich hier im regnerischen Augsburg sitze und darüber brüte welche Unterkunft im kommenden Oktober in Brighton die Beste für mich ist. Da ist es äusserst kurzweilig und inspirierend, deine Reise zu verfolgen und mich hin zu einer Massage zu wünschen 🙂 In mir tauchen Bilder aus Kinofilmen auf, in denen aus dem Off eine Stimme Reiseberichte verliest, während das Bild ein grosses, altes Dampfschiff zeigt, dass durch das Wasser pflügt. Meine Phantasie beflügelst du allemal mit deinen Berichten und lässt Bilder aus Bangkok wach werden, die ich vor mehr als 10 Jahren mit meinen „Augenkameras“ geschossen habe. Danke dafür…
    Gute Reise weiterhin, mein Freund

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