Und draußen zieht die Welt vorbei …

Während ich diese Zeilen danieder tippe, zieht draußen die, im Sonnenuntergangslicht gebeizte, Landschaft Nordthailands an mir vorüber. Ich sitze im Zug.


Genauer gesagt sitze ich noch im Nachtzug von Chiang Mai nach Bangkok und erfreue mich an diesem kognitiven Irrtum der vorbeiziehenden Landschaft beim Blick aus dem Fenster, denn ich bin es ja schließlich, der sich bewegt. Das ist fast wie fernsehen, nur besser natürlich, weil in der oberen Ecke kein Logo der BBC zu sehen ist. Selbst das Format des Fensters dürfte mit der durchschnittlichen Größe von heimischen Flimmeraltaren übereinstimmen. Zumindest was ich so aus den Wohnzimmern in der Heimat her kenne. Zwar wird auch mein Programm auf der Fahrt von Werbeblöcken unterbrochen, doch kann ich mich mit einem “Nein, Danke” höflich dagegen wehren oder wenn ich mich darauf einlasse, schiebt mir das Mütterchen das Essen auch direkt auf den Tisch. Bei meiner allerersten Fahrt mit dem Nachtzug in Thailand, von Bangkok nach Hat Yai (kurz vor der malaysischen Grenze) vor 13 Jahren, kamen die Mütterchens auf noch mit Eis gefüllten Eimern vorbei, in denen eisgekühlte Bierflaschen steckten. Ach, das waren noch Zeiten … 🙂 UND ein Beweis dafür, dass das Paradies nicht ewig dauert. Millionen saufender und sich daneben benehmender Touristen, haben für Gesetze und Regelungen gesorgt, die den Verkauf von Alkohol einschränken. Zu bestimmten Zeiten und an definierten Orten, ist der Verkauf verboten. Somit möchte die Thairegierung verhindern, dass ihr Land zum Ballermann von Südostasien wird. Gute Maßnahme.

Diesmal hatte ich Glück und ich bekam ein Ticket erster Klasse zum Preis der Zweiten. Da macht das Sparfuchsherz Freudensprünge und die Fahrt noch viel mehr Freude. Mit dem Nachtzug kam ich nach Chiang Mai, mit ihm verlasse ich es auch wieder. Die knapp 900 km lange Bummelzugstrecke, ist mir über die Jahre ans Herz gewachsen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass mir das Bett bereitet wird sobald es mich danach verlangt zur Ruhe zu legen (und spätestens wenn der allgemeine Zapfenstreich verkündet wird, in Thai natürlich). Da sich, unabhängig von der Klasse ist der gereist wird, zwei Menschen eine Schlafnische bzw. Schlafkammer teilen, stellt sich immer die Frage nach dem wer oben und wer unten schläft. Kennt vermutlich der Eine oder die Andere auch von Zuhause.

So eine Übernachtung im Nachtzug bringt gleich mehrere Vorzüge mit sich. Während ich also von A nach B chauffiert werde und ich träumend-schmachtend der Landschaft huldige, sehe ich in den Morgen- und Abendstunden die Umgebungen meiner Abfahrts- und Ankunftsorte. Diesmal fiel mir bei der Fahrt aus Chiang Mai etwas auf, was ich, für unsere heutige Zeit in der Begeisterung gerne in Emojis ausgedrückt wird, für sehr bemerkenswert finde: es gibt eine nicht unbeträchtliche Zahl an Menschen, die dem vorbeifahrenden Zug winken. Greise, Kinder, Paare, Mönche, halten in ihrer Handlung inne, lächeln und winken den Unbekannten. Ist das nicht schön!? Dabei ist das schnaubende Eisenross ein knappes Dutzend Mal am Tag auf diesem Streckenabschnitt zu sehen und das seit beinah 100 Jahren. Schon allein deswegen, muss man die Thais lieben, egal wie frustrierend es sonst auch mal sein kann.
Hier ein paar Beispiele gelungener zwischenmenschlicher Kommunikation:

Ich, in der Annahme Bankangestellte wären einigermaßen des Englischen mächtig:

Ich: Excuse me. The post office over there (ich zeige in die Richtung) is closed today. Is there another one in this area?
Bankangestellte: Post office is closed today.
Ich: Yes, I know. But is there an office that is open today?
Bankangestellte: Is also closed tomorrow.
Ich: Ah, thank you.

Um meinem mickrigen Thaivokabular hier und dort mal ein Wort hinzuzufügen, frage ich gerne mal nach, was bestimmte Sachen auf Thai heißen. Das bereitet auch den Thais Freude:

Ich: Excuse me. How do you say ‘boiled egg’ in Thai?
Bedienung: Yes, boiled egg.
Ich: But how do you say it in Thai?
Bedienung: ???
Ich: Kai means egg, right? And how do you say ‘boiled’?
Bedienung: Yes, Kai Gai (Hühnerei).
Ich: Thank you.

Dem aufmerksamen Leser wird sicherlich nicht entgangen sein, dass ich zwar von An- und Abreise in Chiang Mai spruch (kannste nachschlagen) aber bisher noch kein Wort über meinen dort mehr als zwei Wochen andauernden Aufenthalt verlor. Das werde ich im kommenden Artikel nachholen, dann geht es roh zu …

Fotostrecke

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